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Know-How


Haltungsempfehlungen

  • Unerlässlich sind Hitzestressmaßnahmen, wenn die Außentemperaturen über 32°C steigen und totale „Windstille“ (Windkraftanlagen stehen still) herrscht. Das Berieseln der Dächer mit Wasser ist bei den neueren Ställen durch die gute Dachisolierung leider wenig effektiv. Linderung bringt das Bewässern des Bodens neben bzw. zwischen den Ställen. Das Wasser sorgt dafür, dass sich der Boden in unmittelbarer Stallnähe nicht so stark aufwärmt und die Verdunstungskälte reduziert ein wenig die Lufteinlasstemperatur.
    Wichtig für die Vermeidung von Hitzestress im Geflügelstall sind zudem diese drei

    Maßnahmenblöcke:

    • Block A: Fütterung
      Futterbahnen spätestens um 9.00 Uhr hochdrehen, um den Kreislauf nicht durch einen vollen Magen-Darm-Kanal (Verdauungswärme) unnötig zu belasten. Zusätzlich ist so eine bessere Luftzirkulation und ein üppigeres Platzangebot für die Tiere geschaffen worden. Während der maximalen Hitze alle halbe Stunde in Ruhe an den Seiten- und Stirnwänden entlang gehen, um die Tiere zum Aufstehen zu bewegen. Ab 21.00 Uhr kann die Fütterung im befüllten Zustand wieder heruntergelassen werden.
    • Block B: Lüftung
      Früh morgens die Ställe einstreuen, um einen luftigen Untergrund zu schaffen. Fehlt eine Sprühkühlung müssen die Lüfter auf maximale Leistung laufen. Die Luftrichtung der Lüfter bitte immer so wählen (wenn möglich), dass im Stall die kühlere Luft von der Nordseite in Richtung Südseite geblasen wird. Sogenannte „tote Ecken“ müssen mit Zusatzlüftern belüftet werden. Bei Offenställen (bzw. Ställen ohne Zwangsbelüftung und/oder Sprühkühlung) die sonnenabgewandten Türen öffnen. Die mittlerweile in fast allen Ställen vorhandene Sprühkühlung ist ab Temperaturen von 25°C einzuschalten. Bei Offenställen bitte die Jalousie soweit hochfahren, dass keine direkte Sonneneinstrahlung mehr auf die Tiere erfolgen kann. Die Lüfter können bei richtig eingestellter und gut funktionierender Sprühkühlung in ihrer Leistung heruntergefahren werden. Dadurch wird der Kühleffekt besser genutzt. Die Lüfter sollen bei eingeschalteter Sprühkühlung nicht mehr direkt auf die Tiere gerichtet sein. Durch die Sprühkühlung ist eine Reduzierung der Stalltemperatur um bis zu 7°C möglich. Die Sprühkühlungen in den Ställen nur auf Dauerbetrieb stellen, wenn gesichert ist, dass die Tiere nicht stark einnässen. Ein dichter Strauchwuchs direkt neben den Ställen ist zwar ein guter Wind und Sonnenschutz, aber wenn er zu dicht an den Ställen angepflanzt ist, behindert er den Lufteintritt in die Ställe. Zwischen Traufe und Baum- bzw. Sträucherkrone sollte ein Freiraum von etwa zwei Metern eingehalten werden.
    • Block C: Trinkwasser
      In der Zeit des Futterentzuges von 9.00 bis 20.00 Uhr sind die Tiere über das Trinkwasser zu versorgen. Da die Thermoregulation beim Geflügel nur durch die Wasserabgabe beim Hecheln erfolgt, müssen die Tiere sehr viel Wasser aufnehmen. Dieses Wissen kann man sich zu Nutze machen indem man dem Trinkwasser während der Hitzephase kreislaufstabilisierende und stoffwechselentlastende Additive zusetzt. Die Trinkwasserzusätze tragen zu einer Verbesserung des Tierwohls bei und erhöhen die Tiergesundheit, die durch die Hitzebelastung strapaziert wird.

    Als Trinkwasseradditive bei großer Hitze haben sich folgende Komponenten bewährt:

    • Zitronensäure: wirkt der durch das Hecheln entstehenden respiratorischen Alkalose entgegen. Die gegen Durchfälle eingesetzten Säuren haben diesen Effekt nur in sehr abgeschwächter Form.
    • Acetylsalicylsäure: verbessert die Fließfähigkeit des Blutes, entlastet dadurch den Kreislauf und sorgt so für eine bessere Sauerstoffversorgung im Körper.
    • Glucose: beugt einer durch den Futterentzug entstehenden Unterzuckerung des Körpers vor. Andere Zucker müssen erst vom Körper umgebaut werden.
    • Vitamin C und Vitamin E: fangen die durch die Hitzebelastung im Körper massenhaft entstehenden sogenannten „freien Radikale“ ab. Die freien Radikale beschädigen die Körperzellen und verursachen große Hitzefolgeschäden.

    Um Ihnen die Hitzebehandlung über das Trinkwasser zu erleichtern, hält die Praxis bzw. die anipro Farmhygiene für Sie das Produkt KeepCool vorrätig. KeepCool wird in handlichen 5 kg-Säcken angeboten. Als sehr gut wasserlösliches Pulver ist es wenig hitzeempfindlich, was gerade in der heißen Phase von großem Vorteil ist.

    Zusammen mit dem Avicylat (Acetylsalicylsäure) können Sie jetzt mit zwei Komponenten dem Hitzestress begegnen. Auf 1000 Liter Wasser: 1000 g KeepCool und 200 g Avicylat (Achtung: Avicylat hat nur eine Putenzulassung und ist mit einer Wartezeit von zwei Tagen behaftet) von morgens 9.00 Uhr bis Abend 20.00 Uhr an den Hitzetagen. Da Vitamin C im Wasser instabil ist, sollte alle 6 Stunden die Mischung frisch angesetzt werden. Eine zusätzliche Elektrolytgabe (KoniLyt) kann von Vorteil sein und sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.

  • Ist bei den Masthähnchen durch Zwangslüftung und Sprühkühlung in den allermeisten Betrieben effektive Vorkehrung gegen Hitze vorhanden, ist dies bei den Mastputen etwas anders. Größtenteils werden sie in Offenställen und bei natürlicher Belüftung gehalten.

    Grundsatz: „Erst Lüftung, dann Kühlung“
    Für die zusätzliche Lüftung im Stall kann man auf Deckenumlüfter (Casablanca-Lüfter), Schwenk-Ventilatoren und/oder Durchtriebslüfter (Stützluftventilatoren) zurückgreifen. Die Durchtriebslüfter haben bei einer zweireihigen Anordnung im Stall eine bessere Bodenabdeckung. Sie sollten nicht höher als 1,5 bis 2,0 m über dem Boden angebracht sein. Zum Streuen müssen sie hoch gedreht werden können. Der Abstand zwischen den Durchtriebslüftern ist auf maximal 25m zu begrenzen. Um keine unbelüfteten Bereiche im Stall („tote Ecken“) zu haben, ist ein Gegenstromlüfter anzubringen.

    BILD FEHLT

    (Lüfteranordnung: Model PAL-Bullermann)
    Für einen 100m Stall sind demnach acht, bzw. neun Zusatzlüfter notwendig. Spätestens wenn die Außentemperaturen über 40°C steigen, sind reine Umluftsysteme nicht mehr ausreichend. Körpertemperatur und Temperatur der zugeführten Luft sind gleich und es findet kein effektive Kühlung mehr statt. Eine zusätzliche Kühlung durch Wasserverdunstungskälte sorgt dann für die erforderliche Temperaturdifferenz von Außenluft und Körpertemperatur.

    Als Zuluftkühlsysteme kann man auf zwei Möglichkeiten zurückgreifen:

    • 1. PAD-Kühlung: die Zuluft wird durch eine feuchte Gitter-/Vlieswand befeuchtet und abgekühlt.
    • 2. Sprühkühlung: im Stall wird durch Sprühdüsen Wasser vernebelt. Durch die Verdunstungskälte wird die Lufttemperatur gesenkt.

    Die PAD-Kühlung ist nur bei einer Tunnellüftung sinnvoll. Ihre Wartung bezüglich Hygiene (Verunreinigung und Verkeimung) ist sehr problematisch. Die Sprühkühlung ist für alle Lüftungssysteme geeignet. Die Kühlung ist über die gesamte Stallfläche gleichmäßig verteilt. Zusätzlich kann man sie zum Einweichen des Stalles vor der eigentlichen Reinigung nutzen und zum Staubbinden nach dem Einstreuen des Stalles mit Stroh, um den Aspergillen-Infektionsdruck auf die Atemwege zu senken.

    Beim Einsatz einer Sprühkühlung ist aber zu beachten, dass die Lüftung in Ordnung ist, da das zugegebene Wasser wieder aus dem Stall herausgelüftet werden muss (sonst kippt das Stallklima um). Um das ganze Kühlpotenzial (Kühleffekt) zu nutzen, sollte die Sprühkühlung während ihres Einsatzes auf eine Höhe von ca. 2,5m oberhalb des Stallbodens herabgelassen werden. Die Jalousien nicht komplett öffnen, um keine unnötige direkte Sonnenlichtwärme hereinzulassen und damit das Wasser der Sprühkühlung nicht sofort nach draußen gelangt und der Kühleffekt nicht im Stall, sondern außerhalb des Stalles erfolgt. Die Tore/Türen auf der Sonnenseite unbedingt geschlossen halten, um die Tiere nicht zusätzlich noch mit der Strahlungswärme der Sonne zu belasten. Die sogenannten „Toten Ecken“ (Bereiche im Stall, wo trotz Zusatzlüfter keine oder nur unzureichende Belüftung erfolgt) mit Gitterabsperren, damit sich dort keine Tiere ansammeln können. An warmen Tagen die Sprühkühlung schon ab 25°C aktivieren, damit sich der Stallkörper nicht so schnell aufheizt.

    Die Futterbahnen sind spätestens um 8.00 Uhr morgens hochzufahren, damit die Tiere am Nachmittag während der maximalen Hitzebelastung keinen gefüllten Magendarmtrakt mehr haben. Die Wärmebelastung durch die Verdauungswärme kann so erfolgreich verhindert werden. Die Futterbahnen erst am Abend, wenn Abkühlung in Sicht ist, im gefüllten Zustand wieder herab lassen. Die Tiere haben in der Nacht ausreichend Zeit, um die Futteraufnahme nachzuholen. Bitte in der Nacht das Licht anlassen und die Dunkelphase auf zwei bis drei Stunden begrenzen.

    Harte Einstreu ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Um die von einer festen Einstreu ausgehende fehlende Wärmeableitung vom Tier zu minimieren, muss früh morgens mit ausreichend Stroh eingestreut werden. Dabei sind besonders die Stallrandbereiche zu berücksichtigen. Während der höchsten Hitzebelastung (früher bis später Nachmittag) ist es für die Tiere eine gewisse Erleichterung, wenn die Wärme, die sich zwischen der Einstreu und der Tierunterseite (Brust) bildet, durch ein kurzfristiges Aufstehen entweichen kann. Ein stündlicher Stallrundgang, der aber in aller Ruhe erfolgen muss, animiert die Tiere, sich zu erheben. Dabei sind sie auch noch geneigt Wasser zu trinken. Spitzt sich die Situation durch ein aufkommendes Gewitter (schwüle Luft) zu, ist das Aufstehen für die Tiere nur noch eine zusätzliche Belastung und keine Entlastung mehr. Die Tiere dann unbedingt in Ruhe lassen, um keinen zusätzlichen Stress zu verursachen.

    Eine gute Planung ermöglicht auch bei einer kurzen Serviceperiode den Einbau einer Sprühkühlung. Bereits „Ein heißer Tag“ kann die Amortisierung der Wasserkühlung bedeuten.

  • Die Vogellunge ist die leistungsfähigste Lunge aller Wirbeltiere. Während der Atmung kommt es zu keiner Volumenveränderung. Die Luft strömt sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen durch die Lunge. Dafür verantwortlich sind die Luftsäcke im Körperinnern (Dudelsackprinzip).
    Die luftführenden Wege der Lunge sind mit einem schützenden Flimmerepithel überzogen. Das Flimmerepithel hält normalerweise die Atemwege sauber. In den Haaren des Flimmerepithels, den sogenannten Zilien, bleiben Fremdkörper hängen. Diese werden dann mit Flimmerbewegungen aus der Lunge transportiert. Schadgase wie z. B. Ammoniak setzen die Reinigung der Bronchien und der Lunge herab. Durch die narbige Veränderung der Schleimhaut in den Bronchien nimmt die Anzahl der Flimmerhärchen ab. Außerdem wird die Reinigungsfunktion als Ganzes ungünstig beeinflusst. Die Schadstoffe können jetzt tiefer in die Lunge gelangen. Weil der vermehrt gebildete Schleim aus den Bronchien nicht gut abtransportiert werden kann, besteht bei hoher Schadgasbelastung ein andauernder Hustenreiz. Da junge Tiere einen noch unreifen Atmungstrakt haben, sind sie deutlich anfälliger für Ammoniak als ausgewachsene Vögel.

    Welche Schadgase finden sich im Stall?
    Die Basis der Stallluft ist die Außenluft. In ihr sind neben einer variablen Menge an Wasserdampf auch Stickstoff (78%), Sauerstoff (21%) und Spurengase (1%) enthalten. Die veterinärmedizinisch bedeutenden Gase in der landwirtschaftlichen Tierhaltung sind Schwefelwasserstoff (H2S), Ammoniak (NH3) und Kohlendioxid (CO2).

    • Schwefelwasserstoff ist das giftigste Schadgas im Stall und wird bei der Eiweißzersetzung unter Luftausschluss (Fäulnis) in Einstreu und Fäkalien freigesetzt. Es darf gar nicht in der Luft enthalten sein.
    • Kohlendioxid ist ein farb- und geruchloses, saures Gas, das schwerer ist als Luft und sich somit bei zu geringer Luftbewegung über dem Boden ansammeln kann. Die Herde wird dadurch träge und schläfrig. Die Hauptquelle von Kohlendioxid ist das Tier, denn CO2 wird hauptsächlich durch die Atmung in die Stallluft abgegeben. Ein weiterer CO2-Eintrag erfolgt über die Gasstrahler und Heizkanonen im Stall. Bei der Verbrennung von Gas entsteht Wasser und CO2. Darüber hinaus entstehen noch geringe Mengen bei der mikrobiellen Zersetzung von Kot, Harn und Futterresten in der Einstreu.
    • Ammoniak wird als Hauptschadgas der Stallluft angesehen. Die Schleimhautschäden sind bei kurzzeitiger Ammoniakbelastung noch rückbildungsfähig. Wirkt das Ammoniak aber länger auf die Schleimhäute ein, kommt es zu dauerhaften Schäden vor allem an Bronchien und Lunge.

    Anders als die CO2-Konzentration ist der Gehalt an Ammoniak in der Stallluft nicht alleine abhängig von ausreichender Frischluftzufuhr, sondern hängt wesentlich zusammen mit der Einstreupflege. Länger anhaltende Ammoniakkonzentrationen > 30 ppm sind schädlich für die Vögel und erhöhen die Infektionsanfälligkeit des Atmungstraktes.
    Ammoniak hat in flüssiger Form eine weitere Wirkung. Es laugt die Fußballen der Vögel aus wenn sie in feuchter und ammoniakreicher Einstreu stehen. Fußballenentzündungen sind die Folge.
    Ammoniak ist ein Zellgift und hat vergleichbare Wirkung auf Schleimhäute wie Nikotin. Die Folgen von anhaltendem Nikotingenuss ist allen Rauchern als sogenannter Raucherhusten bekannt. Auch die Schutzwirkung der Schleimhäute bei viralen Atemwegsinfektionen ist herabgesetzt. Bakterielle Infektionserreger können so leichter eindringen. Die Infektionsdauer verlängert sich und die Klinik ist stärker ausgeprägt. Nach dem vollständigen Verzicht auf Nikotin dauert die Wiederherstellung der intakten Schleimhaut Wochen bis Monate.

    Kohlendioxid stellt ein Problem in den ersten Lebenswochen dar. Die Ursache liegt in einer zu geringen Lüftungsrate oder einer falschen Luftführung im Stall. Ammoniak hingegen ist erst ein Problem, welches nach einigen Wochen im Stall auftritt, wenn die Einstreu feucht oder mit Kot verschmiert ist. Im Winter kann es bei den Tieren bei falsch eingestellter Minimallüftung zu Erblindungen durch Hornhautverätzungen kommen.

  • Impfungen über das Trinkwasser sind Standardmaßnahmen in jeder Aufzucht und Mast. Neben der gesetzlich für alles Wirtschaftsgeflügel (außer Gänse und Enten) vorgeschriebenen ND-Impfung, werden die Puten auch noch gegen die blutige Darmentzündung und den TRT-Virusschnupfen geimpft. Broiler erhalten neben der ND-Impfung regelmäßig eine Gumboro- und sehr häufig auch noch eine Bronchitisimpfung. Legehennen sind während ihrer Aufzucht den meisten Impfungen ausgesetzt. Neben mehrmaligen Bronchitis- und ND-Impfungen erfolgen mindestens noch Impfungen gegen Gumboro, Infektiöse Laryngotracheitis, Aviäre Enzephalitis und Salmonellen.

    Alle Impfungen sind bei korrekter Durchführung belastbar und schützen die Tiere. Leider können sich bereits beim Auflösen des Impfstoffes und erst recht bei der anschließenden Durchführung Fehler einschleichen. Der Impferfolg bleibt gänzlich oder zumindest in Teilen aus. Als Folge setzen kostspielige und nervenzehrende Ursachenforschungen ein.

    Fünf Aspekte müssen bei der Trinkwasserimpfung berücksichtigt werden:

    • Feststellung der Impffähigkeit der Tiere
      Einige Tage vor der anstehenden Impfung müssen die Tiere verstärkt auf Verhaltensabweichungen beobachtet werden. Als Zeichen beginnender Krankheiten gelten Geräusche, geschwollene Nasen, vermehrte dünne Kotstellen, verringerte Futteraufnahme oder abweichender Wasserverbrauch. Nur eine gesunde Herde ist in der Lage, auch eine gute Immunität auszubilden.
    • Vorbereitung der Tiere
      Um alle Tiere bei der Impfung zu erreichen, muss sicher gestellt sein, dass jedes Tier während der Impfung auch genügend Wasser aufnehmen kann. Dazu müssen alle Tiere vor der Verabreichung der Impfstofflösung ausreichend dursten. Im Winter sind zwei Stunden angezeigt, im Sommer reicht häufig bereits eine Stunde aus. Zu langes Dursten führt zu einem unkontrollierbaren Andrang der Tiere an die Tränken. Es kommt zu unnötigen Wasserverlusten (besonders bei Rinnentränken) und wertvoller Impfstoff landet in der Einstreu.
    • Vorbereitung der Tränken
      Ein bis zwei Tage vor der anstehenden Impfung darf nur klares Wasser im Trinkwasserleitungssystem gewesen sein. Rinnentränken sind vorher mit klarem Wasser zu reinigen. Bei Nippeltränken ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen im Leitungssystem vorhanden sind. Dadurch erhalten Teilbereiche in der Herde keinen oder zu wenig Impfstoff und es treten Impflücken in der Herde auf. Bei Rinnentränken ist auf leckende oder überlaufende Tränken zu achten. Viel Impfstoff gelangt in die Einstreu und nur die Tiere, die unmittelbar nach der Durstphase Wasser aufnehmen, bekommen ausreichend Impfstofflösung.
      Die Durstphase beginnt damit, dass das Wasser zentral abgestellt wird. Nach 15 Minuten ist das Tränkesystem leer und die Tränken werden hochgedreht. Die benötigte Impfstoffwassermenge entspricht in etwa 20% des Tagesverbrauches. Um die exakte Wassermenge für den Impfstoff zu ermitteln, sollte man einen Tag vor der Impfung eine Probeimpfung durchführen. Man dreht für zwei Stunden die Wasserbahnen hoch und hält den Wasserverbrauch, der in den folgenden zwei Stunden von den Tieren aufgenommen wird fest. Grundvorrausetzung für eine erfolgreiche Trinkwasserimpfung ist aber impftaugliches Wasser. Wer statt Stadtwasser nur Brunnenwasser hat, muss sein Wasser auf Brauchbarkeit untersuchen lassen. Sehr hohe und sehr niedrige PH-Werte können genauso, wie mögliche mineralische Wasserbestandteile den Impfstoff beeinträchtigen. Eine chemische und mikrobiologische Wasseruntersuchung gibt Gewissheit. Stadtwasser kann möglicherweise mit Chlor versetzt sein. Auch Chlor greift den Impfstoff an. Bei hohen Chlorgehalten oder sehr schlechter Brunnenwasserqualität, muss unter Umständen anderes Impfwasser in Tanks herbeigeschaffen oder der Impfstoff muss als Spray verabreicht werden.
    • Herstellung der Impfstoffgebrauchslösung
      Da unsere Praxisbetriebe über Impfausnahmegenehmigungen verfügen, sind sie berechtigt, den Impfstoff zu lagern und bei den Tieren anzuwenden. Das Öffnen der Impfstoffflaschen darf erst nach dem Dursten der Tiere unmittelbar vor dem Impfen erfolgen. Das Auflösen sollte in einem nur für Impfstoffe vorgesehenen 10 Liter Eimer erfolgen. Nachdem die Metallschellen von den Flaschen entfernt worden sind, muss der Gummistopfen unter Wasser gelöst werden, damit sich der im Vakuum gelagerte Impfstoff vollständig ohne Klumpenbildung mit dem Wasser mischen kann. Schädigender Luftsauerstoff darf nicht an den am Flaschenboden haftenden Impfstoffkuchen gelangen. Am gleichmäßigen milchigen Auflösen des Impfstoffkuchens im Wasser erkennt man, ob dies erfolgreich gelungen ist. Sind Focken, ähnlich geronnener Milch, sichtbar, ist beim Öffnen Luft an den Flascheninhalt gelangt. Zum stabilisieren des aufgelösten Impfstoffes kann man jetzt fettarme H-Milch, bzw. Molkepulver oder einen Impfstoffstabilisator vom Impfstoffhersteller (z.B. Avi Blue) dem Wasser zusetzen. Wird die so hergestellte Impfstofflösung nicht direkt mit einer Gießkanne in die Rinnentränke gekippt, sondern über einen Vorlaufbehälter oder eine Dosierpumpe den Tränken zugeführt, muss ein sich eventuell dazwischen befindlicher Wasserfilter unbedingt umgangen werden.
    • Durchführung der Trinkwasserimpfung
      Während der mindestens zweistündigen, aber höchstens vierstündigen Impfstofflösungsverabreichung, sollten keine Unterbrechungen im Wasserfluss und der Funktionstüchtigkeit der Tränken auftreten. Deshalb ist es notwendig während der Impfung im Stall zu sein. Den Impferfolg kann man aber auch mit dem Zusatz eines blauen Farbstoffes (Avi Blue) kontrollieren. Der Schnabel der Tiere färbt sich und macht erkennbar, ob Impfwasser aufgenommen worden ist. Nach der Impfstoffverabreichung erhalten die Tiere wieder klares Wasser. Um den Impferfolg zu optimieren, kann man den Tieren im Anschluss an die Impfstoffgabe für 24 bis 48 Stunden Vitamin E und C über das Wasser geben. Beide Vitamine haben einen positiven Einfluss auf das Immunsystem. Um ganz sicher zu gehen, dass keine Impffehler aufgetreten sind, sollte man den Impferfolg gelegentlich an Hand von blutserologischen Titer-Bestimmungen kontrollieren. Die ausgebildeten Titer-Höhen und deren Verteilung geben eine gute Auskunft über Impfschutz und Impfqualität. Nach der Tierimpfstoffverordnung vom 24.10.2006 ist die regelmäßige serologische ND-Erfolgskontrolle sogar vorgeschrieben.
      Auch wenn die Durchführung der Trinkwasserimpfungen lästig erscheinen und viel Zeit in Anspruch nehmen kann, sind sie in der erfolgreichen Geflügelaufzucht und -mast nicht mehr wegzudenken. Häufigste Ursache für Impfdurchbrüche ist neben neuen, vom angewendeten Impfstoff nicht erfassten Serotypen oder Stämme, eine fehlerhafte Impfung oder Impftechnik. Deshalb sollte man, wenn eine Impfung in Zweifel gezogen wird, neben einer umfangreichen Ursachenforschung in Richtung neuer Viren oder Bakterien, auch einmal alle Schritte der Trinkwasserimpfung auf mögliche Fehler überprüfen.
  • Um den Magen-Darm-Trakt vom ersten Lebenstag an zu stabilisieren, ist die Gabe eine Probiotikums (z. B. Lovit®) oder eines Vitaminpräparates (z.B. Amivit®) in der ersten Lebenswoche hilfreich. Liegen keine zwingenden gesundheitlichen Gründe vor, sollen frisch geschlüpfte Küken und eingestallte Küken ohne antibiotische Hilfe starten.
    Wenn dann in den folgenden Tagen anhand der Verluste und Zahl der Nichtstarter deutlich wird, dass Handlungsbedarf für den betreuenden Tierarztes besteht, kann eine antibiotische Behandlung notwendig sein. Die Ursache kann an Qualitätsproblemen der Bruteier, an einem schlechten Brutmanagement, an ungünstigen Transportbedingungen, an einer Erkrankung der Elterntierherde oder, was am häufigsten noch der Fall ist, an ungünstigen Stall- bzw. Startbedingungen des einstallenden Betriebes liegen.

    Die richtige Bodentemperatur
    Einer der häufigsten Fehler ist ein nicht ausreichend und gleichmäßig aufgeheizter Fußboden. Ist die Einstreu bereits vor dem Vorheizen im Stall verteilt, isoliert die Einstreu den kühlen Boden und verhindert ein effektives Vorwärmen. Mit dem Verteilen der Einstreu sollte man erst beginnen, wenn der Boden eine Temperatur von 27°C erreicht hat. Eine Bodentemperatur am Einstalltag von 30 – 32 °C kann den Küken dann problemlos zugesichert werden.
    Da heute im Vergleich zu früher sehr geringe Einstreumengen verwendet werden, ist die Bodentemperatur so wichtig. Ist zwischen Ausstallung und der nächsten Einstallung die Zeit zu kurz, um nach dem Ausmisten, dem Reinigen und Desinfizieren, diese 30 °C Bodentemperatur zu erreichen, muss die Servicezeit verlängert werden. Gemessen wird die Temperatur mit einem Infrarot-Temperaturmessgerät in einem Abstand von maximal 20 cm vom Stallboden an mindesten drei Messpunkten, die sich auf einer Diagonalen durch den Stall befinden. Messungen vom Landwirt im Stehen geben auf Grund der warmen Stallluft oft falsche, höhere Werte an. Eine gute Fußbodentemperaturkontrollmöglichkeit ist, selbst die Schuhe und Strümpfe ausziehen und mit Plastiküberzieher versehen durch den Stall zu gehen. Kommt man wieder im Vorraum an und die Füße sind noch schön warm, werden es die Küken auch warm genug haben.

    Fehler bei der Einstallung
    Bei der Einstallung können weitere Fehler erfolgen. Die Küken werden in den Trollis vom Wagen in den Stall verbracht. Ist die Zeit vom ersten bis zum letzten Trolli zu lang, kann bei den Küken im ersten Trolli durch Stauwärme bereits eine Schnabelatmung eingesetzt haben. Dies ist ein sicheres Anzeichen für eine erhöhte Körpertemperatur bei den Küken. Später auftretende Atemwegsprobleme lassen sich häufiger als einem lieb ist auf diesen Einstallstress zurückführen.
    Der Nabel ist bei der Einstallung zwar abgetrocknet und membranartig versiegelt, aber dennoch noch nicht vollkommen abgedichtet. Es können zum Zeitpunkt der Einstallung bei hohem Keimdruck aus der Einstreu noch Infektionen ausgelöst werden. Eine Nabel- oder Dottersackinfektion bei einigen Tieren ist die Folge. Deshalb kommt der Einstreuqualität bei der Infektionsprophylaxe eine sehr große Bedeutung zu. Ist das Stroh witterungsbedingt mit Schimmel- und Fäulnisnestern durchsetzt, ist auf alternative Einstreumaterialien wie Holzmehlgranulat/pellets (z.B. Softcell®) oder Strohmehlgranulat/pellets (Strohpops), auch wenn sie teurer sind, auszuweichen.
    In den ersten Tagen wird häufig noch nicht gelüftet um Energie zu sparen. Im Stall, gemessen auf Tierhöhe, werden dann oft Kohlendioxidkonzentrationen von 4000 bis 5000 ppm gemessen. Die Folge sind apathische Küken, die nicht starten. Weitere negative Folgen sind eine verlangsamte Entwicklung des Immunsystems und eine Erhöhung der Anfälligkeit gegenüber Infektionserregern. Kohlendioxyd ist schwerer als Sauerstoff und sammelt sich auf dem Stallboden an. Während wir in 1,80 Meter Höhe gute Bedingungen vorfinden, fühlen sich die Küken wie Schüler in einem nicht belüfteten Klassenraum am Ende der Doppelstunde.
    Aber es gibt auch genau Gegenteiliges. Betriebe, die Ihre Wärme günstig beziehen (Biogasanlage), heizen und lüften häufig derart viel, dass die relative Luftfeuchtigkeit im Stall soweit gesenkt wird (weit unter 50%), dass es zur Austrocknung der Schleimhäute bei den Küken kommt. Die schützende Schleimschicht kann vom Atmungstrakt nicht mehr aufrecht erhalten werden und Infektionserreger können sich leichter einnisten. Erste Anzeichen sind auffallend viele dehydrierte Küken innerhalb der ersten Woche, die ungern oder gar nicht fressen. Dass Siebentagegewicht der Tiere ist zu gering und innerhalb der ersten Woche ist bereits eine antibiotische Behandlung erfolgt. Auf Grund der hohen Temperaturen und der niedrigen Luftfeuchtegehalte kann das Futter, wenn es sich bereits während der Aufwärmphase in den Futterschalen befindet, derart trocken und hart sein, dass die Küken das Starterfutter unattraktiv finden – sie fressen es nur mäßig und einzelne Tiere gar nicht. Das Ausbringen des Futters sowohl in der Fütterung als auch auf den Papierbahnen, darf nicht zu früh erfolgen. Gute Abhilfe für zu trockene Luft bietet die Sprühkühlung. Mit ihr kann über den Computermenüpunkt „Staub binden“ die optimale Luftfeuchte von mindestens 50 bis 55% gehalten werden. Die intervallartig auftretende Verdunstungskälte des Sprühnebels wird durch den Soll-Ist-Temperaturvergleichs kontrolliert und ausglichen.
    Auch wenn die einzelnen Fehler nicht gravierend sind und nur gelegentlich auftreten, sind unter widrigen Umständen ihre Folgen in der Summe dramatisch. Durch Stress wird die Resorption des Dottersackes verlangsamt und die Entwicklung des allgemeinen Immunsystems unterdrückt. Dadurch wird die genetisch verankerte Leistungsfähigkeit der Küken nach unten verlagert und harmlose Feld- Wald- und Wiesenkeime führen zu Infektionen. Eine nicht gewünschte kostenträchtige Behandlung ist die Folge!

  • So wichtig Frischluft für Tiere ist, birgt sie dennoch auch Gefahren in sich. Dies gilt besonders für die Putenaufzucht. Zwischen Frischluft und Zugluft besteht ein fließender Übergang. Je kälter die Außenluft wird, desto eher findet dieser Übergang statt. Und Jungtiere sind deutlich stärker gefährdet als Alttiere.
    Während die Tiere im ausgewachsenen Zustand durch ein geschlossenes Daunen- und überdeckendes Federkleid individuell recht gut gegenüber Temperaturschwankungen mit einem sie umgebenden warmen Luftpolster geschützt sind, fehlt den Küken dieser schützende und wärmende Mantel. Gerade in den Wochen der Aufzucht sind gute klimatische Verhältnisse für die Tiere Voraussetzung für eine erkrankungsfreie Aufzucht.
    In den geschlossenen Ställen finden wir in aller Regel eine via Klimacomputer gesteuerte Zwangsventilation vor. Die sogenannten Offenställe werden mit von Hand oder durch Temperaturfühler gesteuerten Jalousien belüftet.
    Bei der Warmaufzucht werden in den geschlossen Aufzuchtställen die Tiere von Anfang an auf den ganzen Stall verteilt statt in Ringen mit Punktstrahlern. Der gesamte Stall ist dabei auf weit über 30 °C aufgeheizt. Die Temperatur wird dabei unter Beobachtung des Tierverhaltens täglich um ca. 0,5°C abgesenkt. Maßgeblich für den Zeitraum der Temperaturabsenkung ist jedoch das Tierverhalten und die Tierverteilung.

    Richtwerte für eine funktionierende Warmaufzucht sind:

    • Aufheizphase je nach Jahreszeit 2 – 4 Tage
    • Lufttemperatur vor Einstallung 38 – 40 °C
    • Bodentemperatur bei Einstallung 28 – 30 °C
    • Lufttemperatur bei Einstallung 37 – 38 °C
    • Temperatur nach 7 Tagen 34 °C
    • Temperatur nach 14 Tagen 31 °C
    • Temperatur nach 21 Tagen 28 °C
    • Temperatur nach 28 Tagen 24 °C
    • Temperatur nach 35 Tagen 20 °C

    Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufzucht
    Wichtig ist eine sehr gute Stallisolierung, um eine gleichmäßige Luftführung mit sehr geringen Temperaturdifferenzen innerhalb des Stalles zu gewährleisten. Auszuschließen sind auf alle Fälle Bodenkälte und Strahlungskälte von den Außenwänden und es darf im Tierbereich keine Zugluft oder kühle Frischluft für die Tiere spürbar sein. Diese Bedingungen konstant einzuhalten ist im Sommer nicht schwer. Aber auch im Herbst und vor allen im Winter bei Minustemperaturen und sehr kalten (Ost)Winden sind diese geforderten Stallbedingungen ohne Abstriche einzuhalten. Die benötigte Heizkapazität für den Stall ist deshalb enorm. Kann die notwendige Wärmezufuhr nur durch ein intensives Abdichten des Stalles und einem Unterschreiten der Mindestluftrate erzielt werden, verbietet sich diese Aufzuchtsform, um erhöhte Tierverluste innerhalb der ersten Tage durch zu hohe CO2-Werte (>3000 ppm) zu vermeiden. Während in den ersten beiden Lebenswochen die CO2-Konzentration die Mindestluftrate bestimmt, limitiert ab der 2./3. Lebenswoche die Luftfeuchtigkeit die Mindestbelüftung im Stall.
    In den Jalousie gesteuerten Offenställen ist die Einhaltung der Mindestluftrate ein geringes Problem. Mit den stärker aufkommenden Herbstwinden sind die Tiere in diesen Ställen schon eher einmal Zugluft ausgesetzt. Auch wenn die Zugluft nur einige wenige Male (z. B. bei böigen Winden) am Tag das schützende Wärmepolster der Küken wegreißt, ist sie auch dann häufig die Ursache für nasse Nasen und/oder Luftsackentzündungen bei den Tieren.
    Eine gute Abhilfe stellt die einseitige Luftzufuhr während der gesamten Aufzuchtsphase dar. Die windzugewandte Jalousieseite ist dabei solange wie möglich geschlossen zu halten. Die Lüftung erfolgt nur über die windabgewandte Stallseite. Bei niedrigen Außentemperaturen ist eine ausreichende und zugluftfreie Frischluftzufuhr jederzeit ohne Probleme möglich. In den ersten Tagen der Neueinstallung ist auch die windabgewandte Jalousieseite geschlossen zu halten. Danach kann mit einer Mindestlüftung von 10 bis 15 % begonnen werden. Die windzugewandte Seite wird erst benutzt, wenn die windabgewandte Seite 50% geöffnet hat. Die Öffnung der windzugewandten Seite beträgt aber nur 10 bis 20 % bzw. maximal eine Handbreite. Die Schnupfenursache durch Zugluft wird durch beidseitiges Lüften so verhindert.
    Ein weiteres häufiges Problem für ungleichmäßige Temperaturverteilungen im Stall sind abfallende Ställe. Damit das Waschwasser besser abfließen kann, haben viele Ställe zwischen Vorne und Hinten einen Höhenunterschied von oftmals 50 cm und mehr. Nur durch unterschiedlich gesteuerte Jalousien und Firstöffnungen ist ein aufsteigender Wärmeverlust für die tiefer liegende Stallhälfte zu vermeiden.
    Ob ringlose Warmaufzucht im geschlossenen Stall oder Ringaufzucht mit Punktwärme im offenen Stall, es ist unter allen Umständen dafür zu sorgen, dass eine zugluftfreie Frischluftversorgung erfolgt. Haben die Puten erst einmal nasse Nasen, ist es zu spät.


Informationen zu Erkrankungen

  • Der wirtschaftliche Schaden in von Mycoplasmen heimgesuchten Betrieben, ist je nach Lage der gesundheitlichen Begleitsituation recht unterschiedlich. Virale Infektionen wie z. B. TRT oder Influenza, können das klinische Bild erheblich verschärfen.

    In den oben stehenden Schaubildern sind insgesamt 2 x 8 Durchgänge mit insgesamt 66250 Hähnen in Bezug auf Lebendgewicht, verworfene Teile sowie verworfene Lebern in der Schlachterei verglichen worden. Acht Durchgänge waren bei der Untersuchung von Schlachtblutproben Mycoplasma-synoviae (MS) positiv. Bei der Untersuchung auf Mycoplasma-galliseptikum (MG), Influenza (ELISA) und Newcastle-Infektion (ND) waren alle 16 Betriebe negativ.
    Die Herdengröße variierte in der MS negativen Gruppe von 2100 bis 6700 und in der MS positiven Gruppe von 1900 bis 6400 Schlachttiere je Schlachtherde. Der Zeitpunkt der Schlachtung und die Anzahl der Tiere sind in beiden Gruppen annähernd gleichmäßig auf die entsprechenden Schlachtmonate verteilt.
    Da das Schlachtalter von 20 bis 22 Wochen differierte, ist das Gewicht unter Berücksichtigung der Zunahmen in der letzten Woche auf ein Schlachtalter von 21 Wochen korrigiert worden. (Durchgang Nr. 6 aus der MS positiv-Gruppe hatte nach der Umstallung eine E. coli Schutzimpfung erhalten)
    Die Säulen zeigen eindrucksvoll, wie schwankend die einzelnen Durchgänge in den beiden Gruppen sind. Man erkennt jedoch eindeutig, dass die Gewichte in der Gruppe, die an einer MS-Infektion erkrankt war, durchweg niedriger sind. Die Summe der einzelnen Durchgänge in den beiden Gruppen im Vergleich ergeben einen Gewichtsunterschied von 0.7 kg je Tier. Der Verwurf von Teilen in der Schlachterei ist mit durchschnittlich 1,24 % im Vergleich zu 0,67 % in der Mycoplasmen freien Gruppe, sogar fast doppelt so hoch. (Berücksichtigte man, dass in dem MS infizierten Durchgängen mit der Hennenschlachtung bereits ein größerer Teil von Hähnen auf Grund von Beinproblemen vorzeitig den Betrieb verlassen haben, fiele der Unterschied noch deutlicher aus.)
    Diese Auswertung soll verdeutlichen, wie groß ein wirtschaftlicher Schaden durch eine Infektion wie z. B. bei MS sein kann, und wie wichtig es deshalb ist, alle Maßnahmen zu ergreifen um ein Verschleppen von Infektionen zu verhindern.

    Das Verschleppen von Infektionen vermeiden
    In tierdichten Regionen ist das Einschleppen über die Luft nicht immer zu vermeiden. Die Einschleppung über Fahrzeuge, Verladerampen und Personen ist jedoch bei Einhaltung grundsätzlicher Hygienemaßnahmen weitgehend auszuschließen. Die Verladefahrzeuge und die Verladerampe dürfen nur auf den Hof, wenn sie ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert sind. Eine absolute Sicherheit ist jedoch nur gegeben, wenn eine betriebseigene Verladerampe vorhanden ist.
    Für die Verladekolonne sind grundsätzlich betriebseigene Overalls und Stiefel anzuschaffen. Dazu ist es erforderlich eine größere Zahl von Overalls und Stiefel auf dem Betrieb vorrätig zu halten. Diese Schutzkleidung ist nach dem Verladen in gewaschenem Zustand für den nächsten Durchgang wegzulegen. Dadurch ist gewährleistet, dass die Overalls und Stiefel beim nächsten Verladen in ausreichender Zahl und in einem angemessenen Zustand griffbereit sind. Darüber hinaus schafft man durch ein gutes Beispiel in Sachen Betriebshygiene bei den Verladekolonnen vielleicht auch ein besseres Verständnis für Seuchenhygiene.

    Abdecken beladener Transportfahrzeuge
    Da auf Grund der geringen Zeiten zwischen Ausstallung und neuer Einstallung bzw. Umstallung nur wenig Zeit zum Ausmisten der Ställe bleibt, kommt dem Transport von dem Stalldung eine erhebliche Bedeutung im Verbreiten von Krankheiten zu. Ein effektiver Schutz zur Verringerung der Verschleppung, ist ein Abdecken der beladenen Transportfahrzeuge. Um nicht dem Umfeld durch ein plötzliches Abdecken der Transportfahrzeuge ein akutes Infektionsgeschehen anzudeuten, ist ein generelles Abdecken der Transportfahrzeuge nach jedem Durchgang weniger Verdacht schöpfend.

  • Aspergillen sind die Verursacher der Aspergillose. Sie tritt wegen den anatomischen und funktionellen Besonderheiten des Atmungsapparats am häufigsten beim Geflügel auf. Die Luftsäcke und die pneumatisierten Knochen bieten durch ihre hohe Luftfeuchtigkeit und körperwarmen Temperatur (Brutschrankbedingungen) ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung und Vermehrung von Pilzen.

    Die Erkrankung wird durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus verursacht. Von den vielen bekannten Arten sind Aspergillus fumigatus, A. niger, A. nidulans und der toxinbildende Stamm A. flavus für das Geflügel pathogen. Das Angehen einer Infektion ist abhängig von der Anzahl eingeatmeter Pilzsporen, dem Alter der Tiere, regionalem Keimdruck und von Stallfaktoren wie Fütterungshygiene, Stallluftqualität und Staubbelastung. In den ersten Lebenswochen (Aufzuchtphase) ist das Geflügel am stärksten gefährdet. Bei sehr hoher Aspergillenbelastung können aber auch ältere Tiere noch erkranken. Eine horizontale Übertragung von Tier zu Tier bzw. von Bestand zu Bestand findet nicht statt.
    Der Erreger kann sich außer in schlechtem Stroh auch in mangelhaft entstaubten Hobelspänen und in schlecht gelagertem Futter befinden. Die Infektion kann auch bei einer mangelhaften Bruthygiene in der Brüterei stattfinden. Die Küken erkranken in diesen Fällen aber unmittelbar innerhalb der ersten Lebenstage. Auch können langandauernde bakterizide Antibiotikabehandlungen ein vorhandenes Pilzwachstum begünstigen. Bakterien bilden natürlicherweise Substanzen (Stoffwechselprodukte), die eine hemmende Wirkung auf Pilze haben. Werden über einen längeren Zeitraum alle Bakterien abgetötet, fehlen diese natürlichen Hemmstoffe und vorhandene Pilze können diese Zeit zum ungebremsten Wachstum nutzen.

    Die Erkrankung Aspergillose
    Das klinische Bild einer Aspergillose zeigt sich in Atemnot, zentralnervösen Störungen, Lahmheiten, teilnahmslosem Herumstehen und unerklärbaren plötzlichen Todesfällen. Das allgemeine Herdenbild ist dabei häufig unberührt. In schweren Fällen kann aber die Herde einen matten und erschöpften Eindruck machen. Totalausfälle von bis zu 80% sind in Geflügelaufzuchten aufgetreten. Die Folgen einer länger anhaltenden Aspergillenbelastung können neben den erhöhten Totalverlusten auch unspezifische Beinschwächen, verringerte Endgewichte und schlechtere Futterverwertungen sein. Die immunsuppressiven Eigenschaften der Stoffwechselprodukte (Toxine) der Aspergillen führen zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber anderen Infektionskrankheiten.

    Die Entstehung der Erkrankung
    Die Aspergillose entsteht in erster Linie durch das Einatmen von Pilzsporen. Infolgedessen sind Veränderungen im Kehlkopf, im Stimmkopf, in den Luftsäcken, in den Bronchien und in der Lunge zu finden. Die wachsen zu Stecknadelkopf bis erbsengroßen, weißgelblichen bis graugrünlichen, manchmal auch graublauen käsigtrockenen Knötchen heran. Die Knötchen sind meist rund und manchmal etwas konzentrisch angeordnet. In einigen Fällen sind die Knoten auch von speckiger Beschaffenheit und grauem Aussehen. Die Knötchen, die an der Oberfläche liegen, können eine zentrale Eindellung haben. Die in der Lunge gelegenen Knoten sind von tuberkulösen Knoten mit bloßem Auge nur sehr schwer zu unterscheiden. In einigen Fällen wachsen die Pilze auf der Lungen- oder den Luftsackoberflächen zu einem deutlich sichtbaren graugrünlichen, rundlichen Pilzrasen (wie der Schimmel auf Brot oder Marmelade).
    Von den Organen des Atmungstraktes kann die Infektion auch auf den Herzbeutel, das Bauchfell oder auf die mit den Luftsäcken in Verbindung stehenden Knochen übergreifen. Eine Verteilung über das Blut in andere Organe ist ebenfalls möglich. In Darm, Bauchfell, Leber, Milz, Nieren, Eierstock, Augen oder Gehirn werden dann entsprechend unregelmäßig runde, stecknadelkopf- bis erbsengroße Knötchen gefunden.
    Wenn auch der überwiegende Teil aller Infektionen über den Atmungstrakt erfolgt, ist auch eine orale Infektion möglich. Damit bekommt das Fressen von Einstreu (Strohfressen) neben der bekannten verstopfenden Wirkung auch noch eine infektiöse Komponente.

    Therapie?
    Eine Therapie im eigentlichen Sinne ist nicht möglich. Die Gaben von Kupfer und Vitaminen (Vit. A, E und C) haben einen herdenbegünstigenden Effekt. Befallene Tiere müssen ausgemerzt werden. Inwieweit die Gabe von Antibiotika bei einer zusätzlich überlagernden bakteriellen Begleitinfektion trotzdem sinnvoll sein kann, muss in jedem Einzelfall durch den behandelnden Geflügeltierarzt abgewogen werden.
    Da die Therapie nach Befall kaum Erfolg verspricht, konzentrieren sich alle Maßnahmen auf das Vermeiden einer Einschleppung der Pilze in den Bestand. Verschimmeltes Einstreumaterial darf unter keinen Umständen verwendet werden. Während der Aufzucht und unmittelbar nach der Umstallung verwendetes Stroh muss von besonders guter Qualität sein. Ältere Puten sind erfahrungsgemäß etwas weniger empfindlich. Aus Sicherheitsgründen sollte man vorsorglich auf jedem Betrieb eine ausreichende Menge Stroh von bekannter guter Qualität (Stroh vom letzen Jahr) zurücklegen, um zumindest in den ersten Wochen gute Einstreuqualität zu garantieren. Ist dies nicht möglich, sollte an anderes Einstreumaterial gedacht werden. Bei bekannt schlechter Strohqualität sind die Tiere auf Hobelspäne, Holzpellets oder auch getrocknete Maiseinstreu aufzuziehen und zu mästen.

    Aspergillen im Stroh
    Kann man Mykotoxine im Getreide mit Futterzusatzstoffen teilweise binden (Mykotoxinbinder), so sieht das beim Stroh anders aus. Lediglich eine trockene Strohernte und anschließende regengeschützte Lagerung können die Pilze „kurz halten“. Bitte achten Sie darauf, dass das Stroh nicht feucht gepresst wird und bei der Lagerung vor Regen geschützt ist. Pilze, besonders die gefürchteten Aspergillen, vermehren sich bei Feuchtigkeit und Wärme (bereits ab Zimmertemperaturen) sehr stark. Auch wenn das Stroh anschließend gut getrocknet wird, bleiben die Pilze im Stroh erhalten. Die Austrocknung führt nicht wie bei vielen Bakterien zu einer Keimreduzierung. Normalerweise treten Pilze nesterartig im Stroh auf und sind mit bloßem Auge erkennbar. Da wir aber größtenteils mit Einstreumaschinen arbeiten, unterbleibt diese optische Qualitätskontrolle. Geflügel ist auf Grund des Atmungsapparates und der Luftsäcke besonders anfällig für Aspergillen-Infektionen. Generell gilt, je jünger die Tiere, desto empfindlicher und folgenschwerer sind die Pilz-Infektionen.
    Da Geflügeleinstreu auch gerne für Biogasanlagen als Futterkomponente verwendet wird, nehmen viele Betriebe keine Hobelspäne, sondern andere organische Materialien wie Strohpellets oder auch Dinkelspelzen. Auch wenn sie in pelletierter Form eingestreut werden, tötet die Pelletierung zwar die Aspergillen auf der Pelletoberfläche und den unmittelbar darunter befindlichen Schichten ab. Im Pelletkern reichen die Kompressionstemperaturen aber häufig nicht aus, um sie sicher abzutöten. Ist das Ausgangsmaterial für die Pelletherstellung bereits hochgradig mit Pilzen bzw. Aspergillen kontaminiert, ist die Gefahr von überlebenden Aspergillen besonders groß.
    Die Pilze, besonders Aspergillen, kommen mit dem Staub, der sich nach einigen Tagen beim Zerfall der Pellets bildet, in die Atemwege. Eine Luftanfeuchtung durch die Sprühkühlung schafft Abhilfe. Werden Strohpellets oder Dinkelspelzen-Pellets in der Aufzucht als Einstreumaterial verwendet, müssen Einstreubereiche, die durch Wassereinbruch (Schlauch geplatzt, Tränke übergelaufen, eindringendes Wasser durch Starkregen etc.) feucht bzw. sogar nass geworden sind, unbedingt aus dem Stall entsorgt werden. Durch die Feuchte und die hohen Aufzuchttemperaturen vermehren sich die Pilze (Aspergillen) sehr stark (exponentielle Vermehrung) und aus wenigen in den Einstreupellets vorhandenen Pilzen, entwickelt sich eine lokale „infektiöse Pilzkolonie“ im Stall. Ein Austrocknen oder auch Abtrocknen der nassen Einstreustelle stellt zwar die Wasseraufnahmefähigkeit der Einstreu wieder her, aber die sich während der Nassperiode gebildeten Pilze (Aspergillen) bleiben in der hohen Konzentration im Einstreumaterial – für das menschliche Auge unsichtbar – erhalten. Auch wenn es sich um einen lokalen Prozess im Stall handelt, der vielleicht nur wenige Quadratmeter betroffen hat, verteilen sich die mit Aspergillen infizierten Tiere im ganzen Stall. Die Zeit zwischen Infektion und dem Sichtbarwerden erster Symptome beträgt bei einer Aspergillen-Infektion mindestens einen Tag, kann aber auch fünf Tage dauern. Da die Pute im Gegensatz zum Masthähnchen den gesamten Stall als Lebens- und Laufbereich nutzt, ist ein direkter Zusammenhang zwischen der ursächlichen nassen Einstreustelle und den verendeten Tieren somit nicht zu erkennen.
    Um auf dem Betrieb die Gefahr einer Aspergillen-Belastung oder sogar Infektion besser einschätzen zu können, empfiehlt es sich, von jedem Getreideschlag eine Strohprobe zu nehmen und auf ihren Aspergillen-Gehalt zu untersuchen. So können Sie das Stroh auf Ihrem Betrieb in Qualitätsklassen einteilen und entsprechend dem Alter der Tiere verwenden. Ganz schlechtes Stroh darf aber in keinem Fall als Einstreu, egal ob bei jungen oder älteren Tieren, verwendet werden. Auch Strohpellets und Dinkelspelzen sollten auf einen möglichen Pilzgehalt untersucht werden. Selbst wenn es sich bei den untersuchten Strohproben nur um einen kleinen Stichprobenumfang handelt, verbessern sie nachhaltig die Tiergesundheit.

  • In der warmen Jahreszeit besteht neben der Gefahr einer Überhitzung in den Ställen auch die Möglichkeit einer Infektion mit gefährlichen Bakterien – wie z. B. Clostridium botulinum. Im Sommer verenden häufig Wasservögel (Schwäne, Gänse und Enten), die sich an Seen und Tümpeln aufhalten. Durch die sinkenden Wasserstände in Folge der Hitze und Trockenheit infizieren sich die Vögel mit im Uferschlamm belasteter Nahrung. Aber nicht nur in der freien Natur lauert dieser Erreger. Auch in der modernen Tierhaltung kommt es gelegentlich zu Botulismusfällen.

    Was ist Botulismus?
    Unter Botulismus (abgeleitet von „botulus“ – lateinisch für Wurst) versteht man eine neuromuskuläre Vergiftung durch Clostridium botulinum-Toxin. Verantwortlich für diese Lebensmittelvergiftung ist ein sporentragendes, obligat anaerobes, grampositives Bakterium, Clostridium botulinum, welches Toxine produziert. Es sind bislang sieben Toxintypen beschrieben, die mit den Buchstaben A bis G bezeichnet werden.
    Für die Vergiftungen sind beim Menschen in der Regel die Toxine der Typen A, B, E und (eher seltener) F verantwortlich. Die Toxine A und B, beides Proteine, gelten als besonders giftig, da sie gegenüber einer enzymatischen Verdauung im Magen-Darm-Trakt resistent sind. Die Toxintypen C und D sind zwar verdächtig, Botulismus auch beim Menschen auslösen zu können, jedoch gelten Literaturberichte hierzu als nicht bestätigt, wenn die heute geltenden Kriterien für einen wissenschaftlichen Beweis zugrunde gelegt werden.
    Die letale Dosis (Dosis, die zum Tod führt) beträgt nur 0,1 ng/kg Körpergewicht. Dies bedeutet, dass mit ca. 40g die gesamte Menschheit ausgerottet werden könnte. Dieser Umstand erklärt, weswegen Botulinumtoxin auch zu den biologischen Waffen gerechnet wird. Die Sporen sind sehr hitzeresistent. Bei 100°C können sie problemlos mehrere Stunden überleben, weswegen sie durch haushaltsübliches Kochen nicht zerstört werden. Das Toxin wird hingegen bei 80°C über 10 Minuten inaktiviert.
    Die häufigste Infektionsquelle für den Menschen sind Lebensmittel, die in Dosen oder Gläsern haltbar gemacht wurden. In etwa 10% der Vergiftungen stellen jedoch auch industriell hergestellte Lebensmittel die Infektionsquelle dar. Die häufigsten Überträger sind Gemüse, Fisch, Früchte und Gewürze, jedoch auch Rindfleisch, Milchprodukte, Schweinefleisch und Geflügel können der Auslöser sein.

    Botulismus des Geflügels
    Der Botulismus des Geflügels tritt zumeist in Form einer Vergiftung mir einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu drei Tagen auf. Abhängig von Menge und Dauer der Toxinaufnahme zeigt erkranktes Geflügel eine unterschiedliche Sterbe- und Erkrankungsrate.
    Weiterhin wird berichtet, dass es nicht nur durch Aufnahme von Toxin, sondern auch nach Aufnahme des Erregers selbst zu einer klinischen Erkrankung des Geflügels durch Clostridium botulinum kommen kann. Nicht immer verenden erkrankte Tiere. Es sind sogar Heilungen nach mehrwöchigen Erkrankungen möglich. Die Erkrankung tritt vorwiegend in der warmen Jahreszeit auf. Unter anderem wird diese Erkrankung ermöglicht bzw. begünstigt durch während der Ernte mit eingearbeitete Tierkadaver aus der Natur. Mit dem Stroh oder mit dem Futter kommen sie in den direkten Tierbereich. Nicht rechtzeitig aus dem Stall entfernte tote Tiere sind aber immer noch der häufigste Ausgangspunkt für die Infektion in den warmen Sommermonaten.
    Beim Geflügel ist das Botulinumtoxin vom Typ C sehr häufig, wenn auch nicht ausschließlich, als Ursache für Botulismus beschrieben worden. Auch Hunde und Katzen können sehr empfindlich auf dieses Toxin reagieren. Neben dem Typ C können aber auch die Typen A und B beim Geflügel auftreten.

    Behördliche Bewertung
    Beim Botulismus handelt es sich um eine Erkrankung, die sowohl das Tier als auch den Menschen befallen kann (Zoonose). Bei Botulismuserkrankungen mit hohen Verlusten kann ein Tierbestand auch nach Abflauen der Krankheit nicht mehr als gesund eingestuft werden. Die Erreger sind auch nach Rückgang der Erkrankungsrate noch in der Einstreu, möglicherweise im Futter oder in anderen Quellen vorhanden und bilden die Grundlage für Neuinfektionen, bzw. für die Verschleppung aus dem Bestand in die Schlachterei und von dort auf das Geflügelfleisch.
    Deshalb kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme „Botulismus durch Geflügelfleisch“ (vom 12.8.2004) zu dem Schluss: Auch wenn nur der begründete Verdacht besteht, dass beim Geflügel eine Botulismusinfektion besteht, ist das Geflügelfleisch nicht zum Verzehr geeignet. Eine Differenzierung nach den für die Menschen bedrohlichen Toxintypen A und B erfolgt nicht.
    Für Botulismus besteht eine Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz § 6 durch den behandelnden Arzt. Bereits der Krankheitsverdacht ist hierbei meldepflichtig. Zudem besteht auch für das Labor beim Nachweis der Erkrankung eine Meldepflicht nach §7.

    Was kann man dagegen tun?
    In der warmen Jahreszeit sind im Stall verendete Tiere mindestens zweimal, unter Umständen auch dreimal täglich abzusuchen und außerhalb des Stalles in einem gekühlten Behältnis zu lagern. Auf keinen Fall dürfen tote Tierkadaver in der Einstreu verbleiben. Futterlieferungen sollten so bemessen werden, dass sie nicht länger als eine Woche im Silo lagern. Die Futterbahnen im Stall sollen, wenn möglich mehrmals in der Woche von den Tieren vollkommen leer gefressen werden. Vorlaufbehälter sind vor Benutzung auf tote Mäuse oder anderes Getier zu kontrollieren. Bei einer positiven Kontrolle ist das Behältnis sorgfältig mit viel Wasser zu säubern und anschließend mit einem formalinhaltigen Desinfektionsmittel zu desinfizieren. Bei einem Verdacht auf eine Infektion mit Clostridium botulinum muss die alte Einstreu im Stall mit frischer Einstreu (Stroh) abgedeckt werden. Nach der Ausstallung muss der Stall zusätzlich mit einem sporenwirksamen Desinfektionsmittel (z. B. Neopredisan) desinfiziert werden.

  • Nasse Ställe in Folge von Dysbiosen, bzw. unspezifischen Durchfällen, sind seit dem Wegfall der antibiotischen Leistungsförderer ähnlich häufig geworden, wie Mykotoxine im Getreide bei pflugloser Ackerbestellung. Sind den Landwirten die hemmende Wirkung der Mykotoxine auf das Abwehrsystem der Tiere bestens bekannt, verhält es sich bei den (unspezifischen) Durchfällen leider ähnlich. Im Darm befinden sich ca. 70% aller Abwehrzellen des Körpers. Berücksichtigt man darüber hinaus, dass der Darm 10mal mehr Mikroorganismen beherbergt, als der sie umgebende Organismus an Körperzellen besitzt, wird einem die Bedeutung als Abwehrorgan einmal mehr deutlich.

    Der Darm: Wichtig für die Immun-Abwehr
    Über den Schnabel gelangen unzählige infektiöse und nicht infektiöse Bestandteile in das Darminnere. Deren Eindringen in den Organismus gilt es zu verhindern. Dazu kommt noch die massive Besiedlung des Magen-Darm-Traktes mit einer Unzahl von verschiedenen Mikroorganismen, der sogenannten Darmflora. Die Darmflora übernimmt wichtige Abwehr- und Verdauungsfunktionen. Es handelt sich bei der Darmflora aber auch um Bakterien, die an einem Übertritt in den Wirtsorganismus gehindert werden müssen. Da der Darm zum einen notwendigerweise für Resorptions- und Sekretionsmechanismen funktionell durchlässig ist, muss er ein gut funktionierendes Kontrollsystem in der Freund – Feind – Erkennung besitzen. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig, dass dem Darmkanal erhebliche Bedeutung im Rahmen der körpereigenen Abwehr zugeordnet werden kann. Deshalb ist ein Darm ohne Immunsystem nicht denkbar. Dieser Funktionskreislauf wird als darmassoziiertes Immunsystem (GALT = Gut associated lymphoid tissue) bezeichnet. Neben wichtigen unspezifischen Faktoren der Immunabwehr, wie

    • Säurewirkung des Magensaftes
    • keimhemmende Wirkung der Verdauungssäfte
    • vorwärtsgerichtete Darmperistaltik
    • Schleimabsonderung

    ist die enorm hohe Anzahl der verschiedenen Abwehrzellen (Immunzellen) im Darm von vitaler Bedeutung. In der Schleimhaut des Darmrohres sind mehr Abwehrzellen lokalisiert als in irgendeinem anderen Körperorgan. Die Abwehrzellen des Darmes bilden insbesondere die örtlich begrenzte Schleimhautimmunität aus und verhindern darüber hinaus, dass die lebensnotwendigen Bestandteile aus der Ernährung (Futter, Wasser) zu keiner Abwehrreaktion des Körpers führen. Dieses lebenserhaltende Erkennungssystem heißt: „orale Toleranz“.
    Im Vergleich zu den in anderen Regionen des Körpers sich befindenden Immunzellen weisen die Abwehrzellen der Darmschleimhaut einen erhöhten Aktivitätsgrad auf, um den hohen Keimbelastungen im Darm gerecht werden zu können. Neben den antikörperbildenden Abwehrzellen befinden sich dort auch unspezifische Fresszellen (Makrophagen). Dieser Verbund der spezifischen und unspezifischen Abwehrzellen ist die Basis der Darmgesundheit.
    Eine ganz besondere Bedeutung haben die sogenannten PEYERschen Platten, eine lokale Ansammlung von Abwehrzellen in der Darmschleimhaut. Sie sind bereits vom geübten Auge als sagokornähnliche Aufwölbungen, bzw. Fingernagel große, grisselige Darmschleimhautverdickungen zu erkennen. Diese truppenartige Ansammlung von Abwehrzellen sind bereits vor der Geburt bzw. Schlupf ausgebildet. Auch wenn ihre Anzahl im Laufe des Lebens abnimmt, findet man auch bei älteren Tieren noch eine größere Anzahl dieser Zellansammlungen. Die PEYERschen Platten befinden sich im letzten Drittel des Dünndarmes.
    Neben den Abwehrzellen befinden sich in der Darmschleimhaut auch sogenannte M-Zellen. Ihnen kommt die zentrale Bedeutung bei der Bekämpfung von eindringenden Erregern zu. Sie sind über Ausstülpungen mit benachbarten Abwehrzellen und unspezifischen Fresszellen (Makrophagen) verbunden. Ständig nehmen die M-Zellen verdächtige Erreger vom Darminneren her auf und reichen sie an die Abwehrzellen weiter. Die M-Zellen werden deshalb auch als die Pförtner im Darm bezeichnet.
    Hat eine Abwehrzelle der Darmschleimhaut ein Bakterium wie oben beschrieben angereicht bekommen und für gefährlich eingestuft, macht sie sich sofort reisefertig, um mit dieser Botschaft das Darmgewebe über einen Kanal (Duktus thoracicus) via Blutkreislauf zu verlassen. Ähnlich dem Handwerk befindet sich die Abwehrzelle auf einer Art Erfahrungsreise im Körper, um nach einiger Zeit gereift an den Ort der Entstehung in die Darmwand zurückzukehren. Diesen Informationskreislauf der darmstehenden Abwehrzellen nennt man „Homing“.
    Aber nicht alle so gereiften Abwehrzellen kehren in das Darmgewebe zurück. Ein kleinerer Teil (ca. 10%) der so programmierten Abwehrzellen siedelt sich nach der Körperwanderschaft in den anderen Schleimhautgeweben des Körpers an: Bronchialschleimhaut, Tränendrüse, Milchdrüse, Mundschleimhaut, Nasenschleimhaut, Vaginalschleimhaut und Blasenschleimhaut.
    Diese Schleimhäute können nun von den Erfahrungen dieser darmstehenden Abwehrzellen profitieren. Alle Schleimhäute sind also untereinander immunologisch vernetzt und kommunizieren auf diese Art und Weise miteinander. Die Gesamtheit dieser eng miteinander verknüpften Schleimhautabwehrsysteme wird auch mit dem übergeordneten Begriff MALT (mucosa associated lymphoid tissue) bezeichnet.
    Das Kernstück dieses Abwehrsystems im Darm (GALT) ist das sogenannte sekretorische Immunglobulin (sIgA). Der Unterschied zu anderen Immunglobulinen ist, dass dieses sIgA einen sogenannten Fraßschutz vor der eigenen Verdauung besitzt. Die gesamte Darmschleimhautoberfläche ist von diesen Immunglobulinen überzogen. Dieser „Schutzanstrich“ der Schleimhäute („antibody painting“) sorgt dafür, dass das Anheften und das Eindringen von schädlichen Eindringlingen verhindert, bzw. erheblich erschwert wird. Durch die Bildung von Antigen-Antikörper-Komplexen auf der Schleimhautoberfläche kommt es zu einer Verklumpung des eindringenden Erregers. Dieser Antigen-Antikörper-Klumpen verlässt dann per via naturales den Körper.
    Dieser Abwehrmechanismus wird auch als „first line of defense“ bezeichnet. Die Dysbiose stört die so wichtige erste Verteidigungslinie des Körpers. Eine generelle Erhöhung der Empfindlichkeit gegenüber Erkrankungen aller Art ist die Folge. Der griechische Arzt, auf den auch alle Ärzte ihren Eid ablegen, hat dies bereits vor gut 2400 Jahren so formuliert: „Der Tod lauert im Darm“. Deshalb dürfen Dysbiosen, bzw. unspezifische Durchfälle medizinisch nicht unbeachtet bleiben.

  • Ein kleiner Ort im Staate Delaware im Osten der USA machte 1962 auf sich aufmerksam. Viele junge Hühner starben plötzlich ohne erkennbaren Grund. In der Sektion sah man Blutungen in Schenkel- und Brustmuskulatur sowie Drüsenmagen, an den Organen waren Nierenaufhellungen und je nach Dauer der Erkrankung Bursaveränderungen (Ödem, Schwellung Fibrinausschwitzungen, Blutungen, Atrophie) feststellbar. Bei den Masthähnchen waren die Ausfälle bis zu 30% und bei den Junghennen sogar bis zu 70%. Nach wenigen Tagen hörte das Sterben in der Herde genauso plötzlich wieder auf, wie es gekommen war. Auch in anderen Staaten der USA brach die Erkrankung aus. Heute ist sie weltweit anzutreffen. Es handelt sich um die Gumboro-Krankheit oder richtiger bezeichnet, um die Infektiöse Bursitis Disease (IBD). Diese durch ein Birnavirus hervorgerufene Krankheit tritt auch in Deutschland regelmäßig in unregelmäßigen Abständen zwischen dem 16.ten Lebenstag und der 12.ten Lebenswoche bei Masthähnchen und Junghennen auf.

    Gumboro: eine bakterielle Infektion mit zugelassenen Impfstoffen
    Anders als bei vielen bakteriellen Infektionskrankheiten, sind als Schutz vor einer Gumboro-Infektion diverse Impfstoffe in Deutschland zugelassen. Man unterscheidet zwischen sogenannten „heißen“, „milden“ und „intermediären“ „Impftstämmen bzw. Impfstoffen“. Diese differenziert abgeschwächten Lebendimpfstoffe reizen das aviäre Immunsystem in sehr unterschiedlicher Art und Weise. Nur zum Überblick hier eine kurze Aufzählung bzw. Aufgliederung des aviären Abwehrsystems:

    • das periphere lymphatische Gewebe bestehend aus der Harderschen Drüse im Auge, dem Gewebe der Milz und den Tonsillen in den Blinddarmwänden.
    • dem primären Immunsystem gebildet von Thymus, der Bursa fabricii und dem Knochenmark.

    Alle im Handel erhältlichen Lebendimpfstoffe führen nach einer korrekt durchgeführten Impfung zu einer guten Immunantwort mit einem guten Schutz. Die Impfstoffe mit den sogenannten „heißen“ Stämmen durchbrechen zwar vorhandene maternale Antikörper, führen aber auch zu einer leichten Schädigung der Bursa fabricii mit anschließender leichter Immunsuppression. Die Impfstoffe mit den „milden“ Stämmen können die Bursa fabricii nicht mehr schädigen, sind aber dafür nicht in der Lage vorhandene maternalen Antikörper zu durchbrechen. Die „intermediären“ Stämme führen zwar noch zu einer mikroskopisch erkennbaren Schädigung der Bursa fabricii, jedoch ohne wahrnehmbare Immunsuppression. Eventuell bestehende maternale Restimmunitäten können sie ebenfalls noch durchbrechen. Die im Handel erhältlichen Inaktivatimpfstoffe werden nur in der Elterntierhaltung eingesetzt und erzeugen sehr hohe Antikörperspiegel im Blut der Tiere. Diese Antikörper werden den schlüpfenden Küken über den Dottersack als Schutz für die ersten Lebenswochen mit auf dem Weg gegeben.

    Folgende Punkte sind für die Gumboro-Impfung entscheidend:

    • Richtiger Impfzeitpunkt (welches Alter ist für welchen Impfstoff optimal)
    • Die Höhe der maternalen Antikörper bei den Küken
    • Nach erfolgter Impfung beginnt der Impfschutz frühestens nach 4-6 Tagen
    • Die Küken stammen aus unterschiedlichen Elterntierherden
    • Die Höhe der maternalen Antikörper bei den Küken ist sehr unterschiedlich

    Generell sind folgende Empfehlungen für die Auswahl der Impfstrategie zu nennen:

    „milde Impfstämme“

    • Elterntierherde ist nicht gegen Gumboro geimpft worden
    • Das Impfprogramm gegen Gumboro in der Elterntierherde ist sehr „spärlich“ erfolgt
    • Die Herde hat nur einen geringen Level maternaler Antikörper
    • (Herden in denen einige Küken mit sehr niedrigen maternalen Antikörpern vorhanden sind)

    „Intermediäre Impfstämme“

    • bei normalem Infektionsdruck in Herden mit moderaten maternalen Antikörpern
    • Nach mehr oder weniger erfolgter Kontrolle der Feldinfektionen in den Betrieben

    „Heiße Impfstämme“

    • bei der Anwesenheit von sehr aggressiven Feldstämmen im Betrieb
    • Feldinfektion bricht aus, bevor ein „Intermediärer Impfstoff“ im Betrieb zum Einsatz gekommen ist

    Will man den optimalen Impfschutz für eine frisch eingestallte Herde finden, muss man eine Abwägung zwischen der Region, dem örtlichen Infektionsdruck, der betrieblichen Hygiene und dem maternalen Immunstatus der Küken, bzw. der Elterntiere treffen. Eine gute Hilfe ist die terminorientierte Impfung nach Impfzeitpunktfestlegung nach der Deventer Formel (weiterentwickelte Formel von Kouwenhoven). Es werden mindestens 15 Blutproben innerhalb der ersten vier Lebenstage genommen und ihr AK-Spiegel bestimmt. Eine Formel ergibt den optimalen Impfzeitpunkt.
    Welcher Impfstoff für Ihren Betrieb der richtige ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Bitte sprechen Sie unsere Tierärztin bzw. unseren Tierarzt an, um das optimale Impfprogramm für ihren Betrieb für den nächsten Durchgang ausfindig zu machen. Vor 50 Jahren gab es für den Betrieb in Delaware keine Möglich sich durch Informieren und Impfen zu schützen. Der Ort Gumboro ist durch die Infektion zwar zu einer weltweiten Bekanntheit geraten, jedoch ohne davon profitiert zu haben. Nur eine gute Immunität kann den Herdenprofit erhalten.

  • Die Hämorrhagische Enteritis (Blutige Darmentzündung) ist eine akut verlaufende Adenovirusinfektion, die weltweit in der Putenhaltung anzutreffen ist. Puten sind ab der vierten Lebenswoche für diese Infektion empfänglich. Häufig tritt sie zwischen der 8. und 12. Lebenswoche auf. Neben den blutigen Klecksen und den plötzlichen Todesfällen ist ihre bis zu fünf Wochen anhaltende immunsuppressive Wirkung eine große Gefahr für die Putenhaltung.
    Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Kontakt mit infizierten Tieren oder durch die Aufnahme von erregerhaltiger Einstreu. Indirekt kann auch eine Übertragung mit kontaminierten Gerätschaften und Personen erfolgen. Das Virus ist gegenüber Desinfektionsmitteln extrem unempfindlich. Deshalb tritt eine Infektion trotz Reinigung und Desinfektion häufig von Durchgang zu Durchgang auf. Die Dauer der Erkrankung beträgt 7 bis 14 Tage. Die Inkubationszeit ist nach oraler oder kloakaler Infektion 5 bis 6 Tage.
    Die klinischen Symptome sind plötzliche Todesfälle, blutige Kleckse, hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden und Blässe. Die Schwanzfedern sind durch blutigen Kot verschmutzt. Die Sterblichkeit kann bis zu 40% betragen. Im eröffneten Darm findet man eine gerötete bis blutige Darmschleimhaut. Der Darminhalt kann je nach Virulenz des Erregers bis auf seine gesamte Länge mit Blut gefüllt sein. Häufig ist aber auch nur eine leichte Entzündung zu erkennen und der Verlauf ist eher chronisch.

    Impfung gegen HE
    Vorbeugend werden die Puten zwischen der vierten und fünften Lebenswoche mit einem Lebendimpfstoff (Dindoral-SPF der Firma Merial) über Trinkwasser geimpft. Der Impfstoff gibt bei richtiger Anwendung einen sehr guten Schutz gegenüber einer Feldinfektion.
    Ähnlich der Impfung gegen Masern leiden auch Krankheiten bei Tieren, die durch Impfstoffe weitgehend verdrängt worden sind, an Impfmüdigkeit. Um herauszufinden, ob die blutige Darmentzündung immer noch eine drohende Infektion ist und ob die Impfung einen ausreichenden Schutz gewährt, haben wir schon vor einigen Jahren 12 Bestände aus unterschiedlichen Landkreisen in regelmäßigen Abständen über Blutproben auf Antikörper gegen den Erreger der blutigen Darmentzündung untersucht. Ziel dieser serologischen Bestandskontrolle war es herauszufinden, ob der empfohlene Impfzeitpunkt (vierte/fünfte Lebenswoche) noch aktuell ist und ob noch Feldvirus in den Beständen vorhanden ist. Solange noch Feldvirus in den Beständen anzutreffen ist, kann auf die Impfung nicht verzichtet werden.

    DIAGRAMM FEHLT

    Die Untersuchungsergebnisse sind in dem oben abgebildeten Diagramm wiedergegeben. Es ist deutlich zu erkennen, dass zum Zeitpunkt der Impfempfehlung (vierte/fünfte Woche) in 11 von 12 Beständen keine störenden maternalen Antikörper mehr vorhanden waren. Vier Wochen nach der Impfung ist in allen Beständen eine gute Immunantwort erfolgt. Die deutlich erhöhten Antikörperwerte zum Ende der Mast zeigen aber, dass in allen Betrieben eine späte Feldinfektion mit HE-Viren erfolgt sein muss. Eine typische HE-Klinik ist jedoch in keinem der untersuchten Betriebe beobachtet worden. Die Impfung hat der späten Feldinfektion mit HE-Feldvirus standgehalten.
    Die Versuchsergebnisse zeigen, dass die HE-Impfung in der Putenhaltung nach wie vor notwendig ist, um unsere Putenherden vor den Folgen einer HE-Infektion (Darmschleimhautentzündungen und Immunsuppression) zu schützen. Es zeigt aber auch, dass zumindest in einem Betrieb zum Zeitpunkt der Impfung noch Antikörper vorhanden waren, die einen optimalen Impferfolg im Wege stehen. Um absolut sicher zu gehen, ob zum Zeitpunkt der Impfung noch hinderliche maternale Restantikörper vorhanden sind, müssten vor der Impfung Blutproben genommen werden.
    Die Darmschleimhaut zerstörenden und Immunabwehr unterdrückenden Folgen einer HE-Feldinfektion sind mit einer Impfung erfolgreich zu verhindern. Wichtig ist aber eine sorgfältige Impfdurchführung auf dem Betrieb. Nur dann ist gewährleistet, dass alle Tiere eine volle Impfdosis über das Trinkwasser aufnehmen. Das Immunsystem bildet in den folgenden Tagen einen Abwehrriegel gegen das Eindringen von Feldviren aus. Wichtig ist, dass die Immunantwort abgeschlossen ist, bevor es zu einer Auseinandersetzung mit HE-Feldviren kommt. Eine Reduzierung der Impfstoffdosis ist nicht möglich.
    Auch wenn der Volksmund sagt, geteiltes Leid ist halbes Leid, ist daraus nicht leichtfertig der Rückschluss zu ziehen, eine halbe Impfstoffdosis ergibt auch einen halben Impferfolg. Bei der Immunitätsausbildung ist immer eine Mindestmenge an Impfstoffvirus notwendig, um das Immunsystem zur Bildung von schützenden Antikörpern anzuregen. Reicht die Impfstoffmenge nicht aus, finden keine Immunantwort und keine Ausbildung eines Infektionsschutzes statt.

  • Riemerella ist der Erreger der Exsudativen Septikämie des Geflügels, eine akut bis chronisch verlaufende Erkrankung des Wirtschaftsgeflügels. Vorwiegend werden junge Enten, Gänse, Puten und Hühner befallen. Die Erkrankung wurde bereits im Jahre 1904 durch Herren Riemer bei Gänsen entdeckt und beschrieben. Der verursachende Erreger wurde damals als Bacillus septicaemiae anserum exudativae bezeichnet. Später wurde er in Pasteurella anatipestifer umbenannt. Weiterführende biochemische Untersuchungen ergaben eine Verwandtschaft mit den Moraxellen, was ihm zeitweilig den Namen Moraxella anatipestifer einbrachte. Nach neuesten Untersuchungen hat man ihm heute, etwa 100 Jahre nach seiner Erstbeschreibung, in der Familie Pasteurellaceae eine eigene Bakterienart zukommen lassen und zu Ehren seines Entdeckers und Erstbeschreibers Herrn Riemer als Riemerella bezeichnet. Unter der Speziesbezeichnung Riemerella anatipestifer hat er nun (hoffentlich) seinen endgültigen Platz gefunden.
    Riemerellen sind in der Wildvogelpopulation heimisch und deshalb auch weltweit in der Geflügelhaltung zu finden. Sie lieben die feucht-nasse Umgebung und sind deshalb vermehrt in der Enten- und Gänsehaltung anzutreffen, während sie sich in der eher trockenen Umgebung der Puten und Hühner sich nicht so wohl fühlen. Zur Vermeidung von größeren Folgeschäden in Aufzucht und Mast werden viele Elterntiere in der Wassergeflügelhaltung vor dem Legebeginn mehrmalig mit einer inaktivierten stallspezifischen Vakzine geimpft. Dadurch wird der schlüpfende Nachwuchs mit schützenden Antikörpern in den ersten Lebenswochen versorgt. Durch die Zunahme der Wassergeflügelhaltung und das Vorhandensein des Erregers in der heimischen Wildvogelpopulation, ist der Erreger in bestimmten Regionen mittlerweile auch in Putenhaltungen zu finden.

    Diagnostik und klinisches Bild
    In der diagnostischen Abklärung, unter Verwendung spezieller Nährböden, können zurzeit 20 international unterschiedliche Riemerella anatipestifer Serotypen unterschieden werden (weitere 10 nationale Seroptypen sollen hinzukommen). Die krankmachenden Eigenschaften (Pathogenität) sind bei den unterschiedlichen Serotypen nicht immer gleich. Sie variieren von vollkommen harmlos über mittelgradig bis hochgradig pathogen.
    Neben den Störungen des Allgemeinbefindens und einer reduzierten Futteraufnahme werden folgende Bilder bei einer Infektion beschrieben:

    • grünlich-dünnflüssiger Durchfall
    • fädenziehender Ausfluss aus den Nasenöffnungen
    • Flüssigkeitsansammlungen in den Nasennebenhöhlen mit äußerlich erkennbaren Schwellungen unter den Augen
    • Entzündungen der Augen und Augenlider
    • zentralnervöse Störungen mit Kopfverdrehen, Krämpfen oder Lähmungen
    • Fibrinöse Herzbeutel- und Leberüberzüge
    • Gelenksentzündungen mit Flüssigkeitsansammlungen

    Bei Tieren, die nach einer akuten Erkrankung verendet sind, ist das Sektionsbild durch Entzündungen der serösen Häute und durch Überzüge auf den Organen (z. B. Herz, Leber) gekennzeichnet. Die Sterblichkeitsrate nach einer Infektion kann bis 25 Prozent betragen. Die Krankheitsdauer beträgt 2-4 Wochen. Aber die Symptome der Erkrankung mit Riemerella anatipestifer treffen auch auf viele andere bakterielle Infektionserreger, wie z. B. Mycoplasmen, Pasteurellen, ORT oder E. coli, zu. Erst eine bakteriologische Untersuchung ermöglicht die Ursachenabklärung. Dabei stellt sich heraus, dass es sich häufig um Mischinfektionen mit mehreren Keimen handelt.

    Therapie und Prophylaxe
    Riemerella anatipestifer ist ein Keim unter vielen anderen, der gesundheitliche Probleme in der Geflügelhaltung bereitet. Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, sind die Keime gegenüber Antibiotika wie z. B. Ampicillin oder Enrofloxacin empfindlich und behandelbar. Eine ausreichend lange Behandlungsdauer ist aber für einen erfolgreichen Therapieabschluss unbedingt notwendig. Da die Erreger auf den Schleimhäuten der Atemwege persistieren, sind Rückfälle möglich. Vorbeugend können die Tiere in ihrer Aufzuchtphase aber auch mit einem inaktivierten stallspezifischen Impfstoff immunisiert werden. Wichtig dabei ist, dass der richtige Bakterienstamm (Serotyp) im Impfstoff enthalten ist. Geimpfte Herden sind im Handling nach Erkrankungen einfacher zu managen und treten gesundheitlich stabiler auf.

  • Schnecken kommen in fast jedem Garten vor. In feuchten Jahren oder nach milden Wintern treten sie oft in Massen auf und verursachen zum Teil erhebliche Schäden an Zierpflanzen, Erdbeeren und an Gemüse. Für die Geflügelhaltung kommt noch eine weitere Gefährdung hinzu: Schwarzkopf!

    Wer ist der Täter?
    Neben den Regenwürmern stellen die Nacktschnecken ein Erregerreservoir für die Schwarzkopfkrankheit dar. Die Gehäuseschnecken stellen keine Gefahr da. Neben der heimischen schwarzen echten Garten-Wegschnecke, hat sich in den letzten Jahren die spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) sehr stark ausgebreitet. Sie sondert mehr Schleim ab und ist bitterer als heimische Schnecken und wird daher von den natürlichen Feinden (Kröten, Igel) nicht so gern gefressen. Die spanische Wegschnecke ist rotbraun und ca. 10 cm lang, manche Exemplare werden auch noch größer.
    Schnecken bestehen zu 85% aus Wasser, können ihren Feuchtigkeitshaushaushalt jedoch nicht aktiv regulieren. Deshalb sind sie nur bei ausreichender Luftfeuchtigkeit oder Regen aktiv. So verlassen sie ihren Unterschlupf nur nachts oder aber an Regentagen. Während des Tages verstecken sie sich in Spalten im Boden, unter Bodenkluten, unter Steinen, in dichten, feuchten Pflanzenbeständen, unter Blättern, die auf dem Boden aufliegen oder in feuchten Komposthaufen. Sie sind jedoch nicht in der Lage, sich aktiv in den Boden einzugraben. Schnecken können gut riechen. Sie wittern ihre Nahrung aus großer Entfernung. Sie können auch über größere Entfernungen zuwandern, da sie in der Lage sind, in einer Nacht Strecken bis zu 25 m zurückzulegen.

    Was kann man dagegen tun?
    Zuwanderung verhindern: Schnecken wandern aus feuchten Bereichen wie Wiesen, Brachflächen, Hecken etc. ein. Durch Schutzstreifen von mindestens 1 m Breite mit trockenen bzw. Wasser entziehenden Materialien wie Sägemehl, Sand, Branntkalk o.ä. kann man sie an der Zuwanderung hindern. Gut geeignet als Schutz vor Zuwanderung sind auch so genannte Schneckenzäune. Dabei handelt es sich um gebogene Bleche, die lückenlos rund um den zu schützenden Bereich in den Boden gedrückt werden. Innerhalb des Bereiches muss man einmal die Schnecken absammeln.

    • Natürliche Feinde der Schnecken fördern: dies ist in unmittelbarer Nähe der Ställe nicht so gut. Zu den natürlichen Feinden der Nacktschnecken gehören u.a. Igel, Kröten, Vögel, räuberische Käfer, Spitzmäuse, Hühner und Enten. Da sie aber gleichzeitig auch Träger von Infektionserregern sein können, ist das Ansiedeln dieser Feinde eine kontraproduktive Maßnahme zu unseren Hygieneempfehlungen.
    • Absammeln: in der Dämmerung oder auch nachts kann man die Schnecken von der befestigten Flächen vor den Ställen absuchen. Hat man keine Lust auf die nächtliche Schneckenjagd, kann man sehr gut Holzbretter, Dachziegel, dichte Jutesäcke o.ä. auslegen und den Boden darunter feucht halten. Schnecken nutzen diese Bereiche dann als Tagesverstecke und können dort bequem abgesammelt werden.
    • Schneckenfallen: neben den bereits erwähnten Tagesverstecken kann man auch gezielt Fallen für Schnecken aufstellen. In Frage kommen dafür Bierfallen und Fallen mit speziellen Schneckenködern, die im Handel angeboten werden. Allerdings besteht bei beiden die Gefahr, dass die Schnecken über weitere Entfernungen angelockt werden können. Die Schnecken kriechen in diese Gefäße und ertrinken im Bier.
    • Chemische Bekämpfung: für den Einsatz stehen verschiedene chemische Präparate in Form von Schneckenkorn zur Verfügung. Die für die einzelnen Präparate zugelassenen Anwendungsgebiete sind zum Teil unterschiedlich, auch wenn sie denselben Wirkstoff enthalten. Es ist in jedem Fall die Gebrauchsanleitung des Mittels zu beachten. Die beiden zugelassenen Wirkstoffe unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wirkungsweise und ihrer Giftigkeit für andere Organismen als Schnecken.
    • Eisen-III-Phosphat: (Präparate z.B. Ferramol Schneckenkorn, NEU 1165 Garten, Bayer Garten Schneckenkorn Biomol, Compo Bio-Schneckenkorn, Ferramol Schneckenkorn compact) hat eine geringeren Giftigkeit für Warmblüter. Er wirkt bereits bei niedrigen Temperaturen (10°C) und nach der Aufnahme stellen die Schnecken sofort ihre Fraßtätigkeit ein und verkriechen sich.
    • Metaldehyd: (Präparate z.B. Delicia Schnecken-Linsen, Glanzit Schneckenkorn, Schneckenkorn Spiess-Urania, Metarex) ist je nach Wirkstoffkonzentration in den Präparaten giftig für Haustiere. Hunde und Katzen reagieren besonders empfindlich auf diese Präparate Die Kleintierkollegen können ein Lied davon singen. Metaldehyde wirken besser bei etwas höheren Außentemperaturen und haben eine relativ lange Wirkungsdauer. Die Mittel wirken, indem den Schnecken Feuchtigkeit entzogen wird. Regnet es nach der Aufnahme stark, können sich die Schnecken wieder erholen.

    Zeichnet sich nach einem feuchten Herbst und mildem Winter ab, dass mit einem hohen Schneckenaufkommen zu rechnen ist, sollte mit einer Bekämpfung rechtzeitig (wenn die Außentemperaturen ca. 10°C überschreiten) begonnen werden. Dann können sich erst gar nicht wirklich große Mengen an Schnecken ausbreiten.

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